In der Literatur wird den Tempeln eine Ausrichtung nach dem Sternbild Orion zugeschrieben.
Das klingt erst einmal gut, ist aber für mich astronomisch nicht nachvollziehbar. Es ist eine unglaubwürdige, aber medienwirksame Behauptung.
Das Märchen vom Sternbild Orion:
Das Sternbild Orion ist in der nördlichen Hemisphäre nur von August bis April zu sehen, auf der Südhalbkugel in höheren Breitengraden (kurz hinterm Äquator) von Juli bis Mai.
Die Präzessionsbewegung der Erdachse hat eine Periode von ca. 25.000 Jahren. Welches Baujahr der Tempel hat hier Gültigkeit? Hier wird etwas in den Raum geworfen, was einer Überprüfung nicht standhält.
Wenn Sie als Leser nähere Informationen wünschen, so schauen Sie bitte unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ephemeride. Wenn sie das genaue Baujahr der Tempel kennen, so schauen in den historischen Tabellen unter http://www.astro.com/swisseph/swepha_g.htm nach. Hier können Sie dann auch den genauen Sonnenaufgang nachvollziehen. Wenn Ihnen das gelingt, können Sie den Bau der Tempel sehr genau datieren. Für die anderen Ausgänge, bzw. Ausrichtungen haben Sie aber immer noch keine Erklärung.
Um eine glaubwürdige und nachvollziehbare Auswertung zu treffen, habe ich die Tempel in der Nordrichtung vermessen und dazu die Winkel der Tempelausgänge in GoogleEarth eingetragen. Bedenken Sie bitte, dass die Winkel aus Zeichnungen und Fotographien abgeleitet wurden. Eine gewisse Messunsicherheit gilt auch hier. Die Spannweite der Auswertung liegt bei ca. +/- 2 Grad. Die Richtungen der Tempelausgänge liegen erstaunlicherweise sehr dicht zusammen.
Tempelname Koordinaten Richtung
- Ggantija 36°02'49.76" N, 14°16'08.44" O ca. 132 Grad
- Hagar Qim 35°49'39.79" N, 14°26'31.03" O ca. 133 Grad
- Mnajdra 35°49'36.31" N, 14°26'10.89" O ca. 129 Grad
- Tarxien 35°52'08.56" N, 14°30'42.35" O ca. 215 Grad
Es fällt auf, dass die Ausgangswinkel von Ggantija, Hagar Qim und Mnajdra sehr nahe beieinander liegen.
Bild 1: GoogleEarth bei ca. 132 Grad (Ggantija, Hagar Qium und Mnajdra)
Bild 2: GoogleEarth bei ca. 215 Grad (Tarxien)
Alle Tempelanlagen sind in der Hauptrichtung zur Seeseite ausgerichtet.
Es kann kein Zufall sein, dass 3 Tempelanlagen den gleichen Ausgangswinkel von ca. 132 Grad besitzen. Eine Tempelanlage ist nach 215 Grad gerichtet. Die kleineren Ein- Ausgänge der Tempel sind ebenfalls zur Seeseite hin ausgerichtet.
Hier wurde nach geographischen und nicht nach astronomischen Gesichtspunkten geplant. Licht und Schall breiten sich gradlinig aus. Da lässt nur einen Schluss zu:
Die Tempelanlagen auf Malta wurden sehr wahrscheinlich zur akustischen Navigation in der Seefahrt genutzt.
Eine mögliche akustische Navigation funktioniert genau so, wie eine Positionsbestimmung (Winkel) durch optische Peilung. Ein weiterer Vorteil ist, dass es auch bei Nebel funktioniert. Der zweite Vorteil ist, dass eine Entfernung sehr genau über die Lautstärke der einzelnen Tempelanlagen einzuschätzen ist.
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