Bild 3: Diese kleine Anlage ist noch in der Urform erhalten. Die beiden Taulen sind um 90 Grad versetzt konstruiert.
In unserer heutigen Zeit ist ein Tag mit 24 Stunden festgelegt. Das war nicht immer so. Im Prinzip stand man morgens auf und beendete seine Tätigkeiten bei Dunkelheit. Dabei war es egal, ob eine Stunde etwas länger oder kürzer war.
Ich erkläre Ihnen nun, wie es möglich war, mit nur 2 Steinen eine universelle Sonnenuhr zu konstruieren. Universell heißt, die Aufstellung der Sonnenuhr ist auf unserer Erde nicht von einem bestimmten Ort abhängig.
Die Kenntnis des Breitengrades ist nicht erforderlich!
Ich habe die Konstruktionen der Taulen, soweit es mir möglich war, ausgemessen. Zur Erklärung der Funktion kommt nur etwas Mathematik zum Einsatz. Sie werden sehen, wie genial die Lösung ist:
In Bild 2 sehen Sie eine Taula. Sie besteht im Prinzip aus einem senkrechten und einem waagerechten Stein. Nun zur genialen Lösung:
Den senkrechten Stein bezeichne ich als Speiche, wie die Speiche eines Rades. Den waagerechten Stein bezeichne ich als Sektor für die Teilung der Tageszeit. Das ist das eigentliche Geheimnis dieser Sektoruhr.
Hier die Erklärung der genialen mathematischen Beziehung:
Ausgemessen habe ich die Höhe der Speiche in Bild 2 mit 3,14 m. Mehr Pi geht nicht! Der Sektorstein ist unten 1,23 m und oben 1,31 m breit. Für die Höhe des Sektorsteins habe ich 0,4 m gemessen.
Für den Umfang des Kreises gilt: Umfang = Durchmesser x Pi. Das ist soweit in Ordnung, aber nicht genial, denn konstruiert wird immer mit dem Radius (Zirkel). Fertige Kreise lassen sich etwas einfacher mit dem Durchmesser nachmessen. Also setzen wir in der Konstruktion für den Durchmesser 2 mal Radius ein. Für unsere alte Formel gilt: Umfang = 2 x Radius x Pi.
Für den Wert von 2 x Pi gibt es in der Mathematik, wen wundert es, den Buchstaben τ.
Der Umfang beträgt Tau x Pi, also τ x π. Sie können selbstverständlich weiterhin nach herkömmlicher Art rechnen. Ich wollte Ihnen hier nur die schönere und einfachere Formel zeigen...
Der Umfang der Konstruktion aus Bild 2 beträgt 19,74 m. Wir teilen nun 19,74 m (Umfang) durch 1,23 m (Sektorstein unten). Das ergibt 16 Std.
Das Ergebnis sind 16 Std.!
Hier wird der Sonnenlauf pro Tag in einem Kreis nachgebildet.
Schließlich ist der Verlauf der Sonne ja auch kreisförmig. Der Schattenlauf wird dabei in Sektoren aufgeteilt.
Für den äußeren Kreis berechnen wir den Umfang wie folgt: Die Speiche von 3,14 m plus die Stärke des Sektorsteins, multipliziert mit 2 mal Pi (oder Tau) ergibt 22,25 m, oder auch 7 x Pi.
Für die Breite der Speiche sind ca. 73 cm und für die beiden Überhänge durch den Sektorstein ca. 25 cm anzusetzen. Insgesamt erhalten wir 5 Teilungen ( 1 | 3 | 1 ).
5 Teilungen mal 16 Std. ergibt 80 Teilungen für den Vollkreis. Ein Viertel eines Vollkreises von 320 Grad ergibt 80 Grad.
Der Tag hat für uns heute 1440 Minuten (24 Std. x 60 Minuten). Teilen wir 1440 Minuten durch 16 Std. erhalten wir 90 Minuten für einen Sektorstein. Teilen wir einen Sektorstein in 5 Teilungen auf, so erhalten wir für eine Teilung 18 Minuten.
Das Ablesen der verstrichenen Zeit ist recht einfach. Im Schatten wird eine Markierung angebracht und zwar genau in der Ecke, wo sich der Schatten (Breite der Speiche) mit dem rechtwinkligen Schatten (des Sektorsteins) trifft. Nach 18 Minuten ist der Schatten exakt um eine Teilung weiter gewandert. Es spielt dabei keine Rolle, wie lang der Schatten tatsächlich ist.
Es wandert nur die Teilung!
In Bild 1 habe ich vor Ort eine Wanderung der Teilung von ca. 36 Minuten gemessen. Für eine genaue Berechnung fehlen mir leider die exakten Abmessungen der Taula. Nach grober Rückrechnung (mit allen Unsicherheiten) über die Proportionen der Taula komme ich auf 5 Sektorsteine für den Vollkreis. Ein Sektorstein wird mit 8 Teilungen versehen ( 1 | 6 | 1 ). Im Ergebnis ergibt das 40 Sektoren für 1440 Minuten. Die Schattenwanderung einer Teilung entspricht 36 Minuten.
Ein Vollkreis, mit 360 Grad und 5 Sektorsteine, ergibt 72 Grad pro Sektor, das macht wenig Sinn. Wird hingegen der Vollkreis mit 300 Grad bestimmt, sind wir bei der beliebten 60er-Teilung, die auch die Ägypter bevorzugten.
Vor über 6000 Jahren gab es die griechische Zahlschrift. Es gab für Zahlen keine besonderen Buchstaben. Es wurde einfach das Alphabet genommen um Zahlen darzustellen. Z.B. erhielt der 1. Buchstabe (alpha) den Wert 1, p (Rho) erhielt den Wert 100.
Für Tau wurde der Wert 300 definiert. Mit Sicherheit wurde eine Sektoruhr zeitlich nicht nach dem Alphabet erfunden, sondern eher umgekehrt. Ich gehe von der Kenntnis der Funktion einer Sektoruhr bis in die Zeit vor dem 4. Jahrtausend v. Chr. aus!
Fazit:
Es ist erstaunlich, dass eine Vorkultur diesen Hinweis auf simpelste Messtechnik gibt.
Ohne Taschenrechner, ohne Computer und Tabellenverarbeitung und ohne Kenntnis der tatsächlichen Winkelverhältnisse des Sonnenstandes, ist es gelungen, eine Zeiteinteilung für unsere Erde in massivem Stein abzubilden. Nachdem dieser Vorkultur das gelungen war, konnte jede Winkelangabe für einen Vollkreis (Lauf der Sonne) frei bestimmt werden. Kenntnisse von Winkeln sind eben die Grundlage der Astronomie....
(Bitte beachten Sie das Copyright des Autors)