Raumakustische Planung ist keine Glückssache. Raumakustik ist nach heutigem Wissensstand nichts Mystisches mehr.
Die Planung erfolgt nach bestimmten Regeln und Prinzipien.
Die Beurteilung des Ergebnisses der raumakustischen und musikalischen Eigenschaften hängt oft von subjektiven und emotionalen Faktoren ab. Es kann zu unterschiedlichen Beurteilungen kommen.
Auf diesen Seiten wird die Raumakustik in Bezug auf Schallräume und Schallausbreitung beschrieben. Die raumakustische Planung bezieht sich heute vor allem auf Wohnräume, Bühnen oder Auditorien. Einflüsse wie Schallabsorption durch Möbel, Böden, Decken, Wände und auch durch das Publikum werden auf diesen Seiten nur am Rande behandelt.
Die sehr alten akustischen Bauformen von Tempelanlagen, Klangkammern in Pyramiden, Räumen in Höhlen usw. folgen den gleichen physikalischen Gesetzen, die auch heute noch für die Planung von Gebäuden und Bauwerken gelten. Eine direkte Übertragung auf unser heutiges Wissen ist leider aus Unkenntnis nicht immer möglich.
So fehlen uns modernen Menschen die Grundkenntnisse der Akustik oder auch die Grundkenntnisse der Strömungslehre.
Als Beispiel seien hier die Stufenpyramiden von Chichen Itza genannt, die ein hochfrequentes Echo erzeugen, wenn man mit den Händen auf die Stufen klatscht.
Gibt es diesen Effekt auch in der Königinnenkammer der Cheops-Pyramide? Die stufenförmige Vertiefung in der Wand wird sehr wahrscheinlich einen ähnlichen Effekt hervorrufen.
Ich zeige hier einige grundlegende Erkenntnisse über den Schall. Schallreflexionen folgen bestimmten Regeln. Lernen Sie diese kennen.
Dann werden Sie die Zusammenhänge in der akustischen Archäologie besser verstehen. Sie werden die so genannten Kraggewölbe in den Kammern der Pyramiden in einer anderen Funktion als nur der statischen Notwendigkeit sehen.
Die Empfindlichkeit des Gehörs
Unser Gehör ist erstaunlich empfindlich. Ein Düsenflugzeug, das in 150 m Entfernung startet, ist für uns schmerzhaft zu hören. Eine Küchenuhr nehmen wir noch in 10 m Entfernung wahr.
Ein Zitat von Wilhelm Busch lautet: "Musik wird oft nicht als schön empfunden, weil sie immer mit Lärm verbunden.“
Was ist der Unterschied zwischen einem störenden Geräusch und einem schönen Lied?
Menschliches Empfinden in der Akustik
Ein Kriterium der Raumakustik ist die Nachhallzeit. Innerhalb bestimmter Grenzen empfinden wir die optimale Nachhallzeit als Qualitätsmerkmal. Für Sprache gilt eine Nachhallzeit von ca. 50 ms, für Musik von ca. 80 ms.
Nachhall ist die Verschmelzung von Klängen. Sie ist ein subjektives Empfinden und beschreibt das Abklingen der Akustik in einem Raum. Wenn ein Flötenspieler auf einer großen Wiese spielt, klingt das nicht besonders gut. Wenn der Flötenspieler aber in einem Raum einen zweiten Ton erzeugt, während der erste noch ausklingt, entsteht ein "besseres" Klangbild.
Anpassung der Akustik an das menschliche Empfinden
Die für uns Menschen optimalen Nachhallzeiten müssen bei der Planung berücksichtigt werden. Bei Musicals oder Popkonzerten gelten diese Regeln für uns Menschen nicht. Hier wird der Sänger in seiner Individualität wiedergegeben und nicht durch eine raumakustische Eigenschaft "verfälscht". Der Nachhall wird elektronisch hinzugefügt.
Die optimale Nachhallzeit für Sprache sollte möglichst linear sein. Für Musik ist ein Anstieg der Nachhallzeit unterhalb von 250 Hz erwünscht. Das menschliche Gehör ist für tiefere Frequenzen weniger empfindlich. Eine Erhöhung der Nachhallzeit führt daher zu einem "wärmeren Klang".
Messtechnisch wird die Nachhallzeit und die Anfangsnachhallzeit EDT (Early Decay Time), also der Abklingvorgang in einem Schallfeld, erfasst und ausgewertet.
Wie eingangs erwähnt, ist Raumakustik keine Glückssache, sondern folgt festen Regeln und Prinzipien.
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